Nachruf auf Ehrenpräsident Dr. Reinhard Weidner

Ehrenpräsident Dr. Reinhard Weidner verstorben (21.12.1940-30.05.2023)

Unser Ehrenpräsidenten Dr. Reinhard Weidner ist im Alter von 82 Jahren verstorben.

Am 21.12.1940 in Naumburg/Saale geboren, begann er nach dem Abitur in Hamburg 1961 sein Studium in Göttingen und promovierte 1967 zum Dr. med. der Humanmedizin.

Bereits 1972 führte er eine Landarztpraxis im niedersächsischen Abbensen bei Peine. Ab 1974 begann er damit, auf dem Grundstück der Praxis (2.500 m²) unter Anleitung des Peiner Gärtnermeisters Heinz Wrede verschiedene Bäume anzupflanzen (Literaturhinweis: Beiträge zur Naturkunde Niedersachsens 52/1999).

Sein Interesse an Gehölzen nahm weiter zu, so dass er 1981 Mitglied der DDG wurde und danach rege an den Jahrestagungen und Veranstaltungen teilnahm. Dabei lernte er auch Karl Fuchs, Präsident der GDA von 1996-2004, kennen und schätzen. 1996 wurde er auch Mitglied der GDA, denn ihn reizte der Schwerpunkt Baumsammlungen. Der Austausch mit Gehölzenthusiasten, die ebenfalls eigene Arboreten unterhielten, bezog sich nicht nur auf die fachliche Ebene, sondern insbesondere der familiäre Umgang mit Gleichgesinnten lag ihm. Im Jahre 2004 wurde er in Trier zum Präsidenten unserer Gesellschaft gewählt. Es gelang ihm, durch seine aufgeschlossene Art auf Menschen zuzugehen, zahlreiche Gäste für die GDA zu begeistern und einige als Neumitglieder zu gewinnen. Mit seiner Präsidentschaft in der GDA war auch die Berufung als Ratsmitglied der DDG verbunden. Er gehörte dem Rat von 2006 bis 2020 an.

Weiterhin war er als Präsident der GDA über viele Jahre im Stiftungsvorstand der Stiftung Arboretum Park Härle in Bonn-Oberkassel tätig und besuchte das Arboretum auch über seine offiziellen Verpflichtungen hinaus noch, als er schon durch Krankheit eingeschränkt war.

Neben dem Arboretum in der Nähe seiner Praxis im Ortsteil Abbensen der Gemeinde Edemissen (Im Steinkamp 24) legte Dr. Reinhard Weidner 1976 ein weiteres Arboretum auf einer ehemaligen Weidefläche an. Die Fläche von 5.000 m², am Fuhsetal auf einem anmoorigen Untergrund gelegen, wurde 2005 auf 10.000 m² erweitert. Der ähnlichen Standortverhältnisse unserer Arboreten wegen, tauschten wir unsere Erfahrungen mit hydromorphen Bodensubstraten, welche die Bepflanzung einschränken und erschweren, wiederholt aus. Dr. Weidner pflanzte dort ca. 170 verschiedene Gehölze (Literaturhinweis: Beiträge zur Naturkunde Niedersachsens 69/2016). Stauden und Wildpflanzen siedelten sich überwiegend spontan an. Den Schwerpunkt seiner Sammlung bilden 54 Gehölze aus Nordamerika. Wie er schmunzelnd einräumte, galt sein Interesse bei dieser Anlage auch der Gattung Salix (Weide) wegen der Ähnlichkeit mit seinem Nachnamen. An Weiden enthält sein Arboretum immerhin 10 Arten/Sorten.

Viele Mitglieder und Freunde haben es besucht, und so hatte auch der Verfasser am 6. Juli 2009 die Gelegenheit zu einer persönlichen Führung. Besonders in Erinnerung blieb mir dabei die gut ausgefärbte, 2006 gepflanzte Quercus rubra ‘Bolte´s Gold‘ (s. BzG 2011, S. 268), eine von 9 Eichenarten und –sorten seines Arboretums, die er in seinem Bauminventar mit Herkunft „Paderborn“ notierte und die ihm sehr am Herzen lag. Eine Taxodium distichum ‘Pendulum‘, die ihm Michael Dreisvogt im Namen der GDA während unserer Jahrestagung 2006 im Raum Hannover feierlich überreichte (s. BzG 2007, S. 187), würdigte sein Engagement bei der Ausrichtung unserer Tagung in seiner näheren Heimat. Stolz zeigte er mir diesen seltenen Baum, der neben einer „normalen“ hüfthohen Taxodium distichum steht.

Es ist unter Dendrologen gute Sitte, bei einem Besuch einen Baum oder eine Pflanze mitzubringen, denn geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude. So machte Eike Jörn Jablonski, Präsident der DDG, ihm eine alte Apfelsorte, ‘Weidners Goldrenette‘, zum Geschenk, die er eigens für ihn veredelt hatte. Trafen sich die beiden Baumfreunde dann zu Veranstaltungen, so machte der Beschenkte stets „Meldung“ zur gedeihlichen Entwicklung des Baumes.

In seine Amtszeit fiel die Entscheidung zur Weiterführung der von Prof. Gandert herausgegebenen „Beiträge zur Gehölzkunde“. Zunächst wurde der Druck eines abschließenden „Registerbandes“, die BzG 2005, von der GDA gefördert (s. BzG 2005, S. 3). Dann aber blieb es nicht bei der „letzten Ausgabe“, sondern es folgte bis heute im bewährten Turnus von zwei Jahren die Herausgabe der BzG durch die GDA, was auch seiner Befürwortung zu verdanken ist.

Neben den Beiträgen zur Gehölzkunde setzte er sich ebenso für die Rekordbäume ein. Eine erste nach Bundesländern geordnete, auf Baumvermessungen von Detlef Ehlert beruhende Liste von Rekordbäumen wurde veröffentlicht, die Grundlage der heutigen Rekordbaumseite von DDG und GDA war gelegt. Anfang Oktober 2011 nahm er am internationalen Treffen der mit Champion Trees betrauten Arbeitsgruppen in Bonn teil, das u.a. im Arboretum Härle stattfand.

Am 13.9.2013, während der Jahresversammlung in Seeheim zum 75jährigen Bestehen der GDA, wurde Dr. Weidner zum Ehrenpräsidenten der GDA gewählt und erhielt eine Salix alba ‘Liempde‘, eine starkwüchsige Sorte der Silber-Weide, zum Geschenk.

Ein weiteres, sehr wichtiges Engagement war die Bestimmung von Gehölzen in historischen Parks, u.a. im Schlosspark Schwöbber, den die GDA im September 2015 besuchte. Hierin unterstützte er vor allem unser Mitglied Erika Schmidt, indem er mit ihr, häufig begleitet von Wolfgang Reimer, zu den Anlagen fuhr. Im gegenseitigen Austausch wurden dann die Arten und Sorten ermittelt, die heute oft nicht mehr im Handel und eher unbekannt sind.

Im Jahre 2017 nahm er an der Rekordbaumkür in Weinheim teil und berichtete am Eingang zum Exotenwald (Waldparkplatz) mit Begeisterung von den Sequoien Nordamerikas. 2019 beteiligte sich Reinhard Weidner in Berlin an der Rekordbaumkür und half, die schöne, von der GDA gespendete Nyssa sylvatica im Arboretum Späth zu pflanzen (s. BzG 2019, S. 31 und 35). Im gleichen Jahr nahm er an der Jahrestagung seiner Gesellschaft in Schwerin teil, schon mit deutlichen gesundheitlichen Einschränkungen.

Sein Engagement galt nicht nur der eigenen Sammlung von Gehölzen, sondern besonders der Vermittlung von Gehölzkenntnissen und der „Ansteckung“ anderer Menschen mit seiner eigenen Leidenschaft. Bei den Jahrestagungen in Parks und Gärten gab er unermüdlich seine Kenntnisse weiter, oft in humorvoller Weise. So konnte er nie an einer Thuja vorbeigehen, ohne darauf hinzuweisen, dass Thuja-Zweige aufgrund ihres Vitamin C-Gehalts auf Schiffen zur Bekämpfung des Skorbuts dienten. Dazu biss er herzhaft in ein Thuja-Zweiglein und reichte diese „Vitaminkur“ an die Umstehenden weiter. Auch veranstaltete er regelmäßig Tage der offenen Tür in seinem eigenen Arboretum und erläuterte die Gehölze viele Male, ohne sich zu schonen. Da ihm die Jugend besonders am Herzen lag, waren unter den Gästen oft Kindergärten und Schulklassen, aber auch die Landfrauen und andere Vereine statteten dem Arboretum Besuche ab. So ist es nicht verwunderlich, dass die Lokalpresse ihn in Berichten zu diesen Veranstaltungen oft als „Dr. Grün“ bezeichnete. Bewundernswert war auch seine Fähigkeit, aus dem Stand eine kurze eloquente Rede zu halten, die zudem warmherzig und unterhaltsam war.

Viele Bilder von gemeinsamen Reisen und Begegnungen kommen uns in Erinnerung an Dr. Reinhard Weidner in den Sinn. Wir bewahren sie und tragen sie in unseren Herzen. Wir hoffen, dass seine Arboreten in seinem Sinne fortgeführt werden können.

Er blieb sein Leben lang Arzt aus Berufung und engagierte sich noch bis ins hohe Alter ehrenamtlich über viele Jahre für die medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen beim Diakonischen Werk Hannover.

Wir werden sein Andenken und seine Leistungen für die DDG und GDA in Ehren halten.

Volker André Bouffier, Barbara Vogt, Elisabeth und Armin Krause und Eike Jörn Jablonski

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